Nun ist ein peruanischer Meisterschamane zum dritten Mal bei uns viele Stunden zu Gast gewesen. Wir haben uns ausgetauscht, kennen gelernt, Afrenda gemacht (Andacht) und gegessen. Wir haben Vertrauen zueinander bekommen und wertschätzen uns.

Und nun muss ich mich entscheiden. Will ich mehr von seiner Freundschaft? Wie gehe ich mit seiner Arbeit um? Dabei will ich bewusst auseinander halten: seine Person und sein Auftreten hier in Deutschland.

Ersteres ist über jeden Verdacht erhaben. Er ist ein guter, ein sehr guter Mensch.
Es gibt nicht den geringsten Ansatz von Verdacht, dass er sich persönlich bereichert.
Der Schamane ist bei uns immer in Zukunft willkommen. Er gehört in seiner Art, zur geistigen Elite seines Volkes. Das meine ich wörtlich. Er ist als Schamane und als Mensch der Besten Einer in Peru. So wie es solche Menschen auch in Deutschland, Indien oder anderen Ländern gibt. Da seine Religion weit ab anders ist, als unsere abendländisch-christliche Religion, muss ich wohl vermuten und lernen, solch geistige Elite gibt es in jeder Kultur dieser Erde.

Jedes Volk kann dankbar sein, wenn es so starke Persönlichkeiten hervorbringt, die liebevoll und vorbildhaft dem Volk vorangehen. Merken Sie, wie aus meiner Beschreibung der elitären Persönlichkeit, die Aufgaben heraus erwachsen, die einer Person vom „Universum“ zugewiesen sind? Nun, ich weiß, das ist ein anderes Thema. Ich gehe fest davon aus, dass von uns keiner umsonst auf die Erde gekommen ist. Jeder hat seine Aufgabe, oder kann sie zumindest finden, wenn er sie sucht.

So ist es eben die Aufgabe der Eliten eines Landes, diese Heimat, die man liebt, zu fördern nach bestem Gewissen. Der Wert eines Menschen ist danach zu bemessen, wie wertvoll er für Andere ist, für die Seinen in seinem Umfeld. Ein Mensch mit besonderen Fähigkeiten und Talenten muss diese tollen Eigenschaften also seinem Umfeld zur Verfügung stellen. Und umgekehrt ist es die Aufgabe der dort lebenden Menschen diese Hilfe anzunehmen. Denn den weniger talentierten Menschen werden immer wieder Helfer und Vorbilder geschickt, deren Vorbild man nacheifern kann. Lernen from the best oder modelling nennt man das bei den Angelsachsen. Das geht aber nur, wenn beide Seiten mittun. Wenn der Lernende sich nicht sperrt und das Vorbild, wenn es gern gibt.

In der Praxis sind das die Vorangänger, die LPGs gründen, Firmen aufbauen, Gewinn machen, davon Schulen bauen usw. und ohne einen Pfenning Kredit, wird die Unternehmung immer größer und leistungsfähiger. Das sind Unternehmertypen.

Das ist die geistige Elite eines Volkes, die haben nicht nur haushoch überlegenes Wissen. Sondern sie wenden es an. Sie TUN was. Nicht nur: man könnte, man sollte, man würde, sondern tun. Ganz einfach.

Man muss sich schon selbst Konfetti in sein Leben pusten. Naja, oder eben nicht. Es gibt andere, die anderen gehen einfach dahin, wo ihnen jemand anders Konfetti ins Leben pustet, oder zumindest verspricht.

Welchen Wert hat so ein elitärer Mensch dann im anderen Land? Stellen wir uns vor, da kommt ein äußerst hübscher und beliebter Mensch in unsere Bank und berät die Bänker in ihrer Banktätigkeit. Jemand ohne Geld würde Geldberater. Geht natürlich nicht. Geht übrigens in keinem Fach, auch in Medizin und Technik nicht und schon garnicht im psychologischen Bereich. Aha, auch dort nicht? Nein, weil alle unsere Prägungen und Glaubenssätze eine Frucht unserer Gesellschaftsordnung und Sozialisation sind.

Warum kommt dann der Meisterschamane in seinem Auftritt hier so gut an? Weil er hier ein Exot ist! Warum haben manche Nachbarn nicht ein Kaninchen, oder einen Goldfische im Aquarium? Weil Exoten eben schöner sind. Man liebt sie selbst in ihrer Unbeholfenheit, besonders die, die auch noch einen Dialekt sprechen. Bei manchem ausländischen Redner ist die Sprachproblematik ihr höchstes Gut. Dann können sie nicht genau hinterfragt werden. Das kenne ich so, wenn ich es auch nicht direkt bei unserem Meisterschamanen so sehe.

Mir oder uns geht es Indien auch so. Wir sind Exoten auf jeder Party und besonders gern hört man uns erzählen. Wir passen uns aber in Indien total an die Hindu-Gewohnheiten an. Nicht im Traum würde mir einfallen, nach 25 Jahre des Kennens mancher Familien, die Hindufrau eines indischen Freundes auf den Mund zu küssen. Mit Behagen und nicht flüchtig! Verdammt gut sehen sie schon aus, die jungen Frauen in Indien. Aber in Indien gelten indische Gesetze. Und Küssen hat in Deutschland und Indien und Peru dieselbe Bedeutung. Punkt. Und darum Finger weg.

Und noch eine weitere Steigerung des Erlebens muss ich mir antun. Den deutschen Freunden oder Müttern scheint es egal zu sein, wenn sich der „Meister“ mit der Tochter oder Frau des Freundes vergnügt. Was passiert da, mit sonst rationalen Menschen? Wir haben doch „Gott sei Dank“, die Zeit der Aufklärung hinter uns. Und nun solche Rückschritte ins Mittelalter, in Wissenschaft und Kenntnisstand. Alles ist erforscht und beschrieben. Dabei liegt die spannende Zeit noch vor uns. Das Wissensspektrum der Menschen verdoppelt sich zur Zeit alle 5 Jahre.
Wir lesen an einem neuen Buch ca. zwei Wochen.
Wir brauchen für eine Fremdsprache höchstens 2-3 Jahre.
In den letzten 10 Jahren hast du also 300 Bücher gelesen und 4 Sprachen gelernt?
Oder womit haben wir unsere Zeit vertan?